›BKB‹-Stellungnahme zum Drei-Seiten-Papier (›DSP‹) der landessynodalen Arbeitsgruppe zum Verhältnis von Christen und Muslimen mit dem Titel: »Ermutigung zum Dialog«

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Der »Bekenntniskreis Baden« (›BKB‹) hat sich intensiv auseinandergesetzt
a) mit dem 63-seitigen Gesprächspapier (›GP‹) der Karlsruher Oberkirchenräte zum Verhältnis von Christen und Muslimen (1. Juli 2018) und
b) mit dem ›Drei-Seiten-Papier‹ (›DSP‹) der landessynodalen Arbeitsgruppe (2019) und dazu kritisch Stellung bezogen, u.a. durch Eingaben an die Badische Landessynode.
Mit dieser nun neuerlichen Stellungnahme (aus dem August 2020) gibt der ›BKB‹ den Landessynodalen im Blick auf die Beschlussvorlage (19.02.2020) Folgendes zu bedenken:

Das ›DSP‹ erscheint mehr als eine dichte Zusammenfassung des ›GP‹ denn als eine eigenständige Erklärung, beide Papiere sind geprägt von zivilreligiösen Vorstellungen und Ambitionen. Das ›DSP‹ geht nicht ein auf den nicht zuletzt von renommierten Wissenschaftlern mehrfach vorgebrachten Vorhalt der Irrlehre, es räumt diesen nicht aus. Wie
kann die Frage, ob Christen und Muslime an denselben Gott glauben, ›offen‹ sein (vgl. ›DSP‹, Pkt. 15)? Was bedeutet die Rede von der »Ehre des einen Gottes« (›GP‹, 16)?
Das ›DSP‹ nährt und bestärkt den Vorwurf der Irrlehre, wenn denn christologischsoteriologische Implikationen entweder ausgeblendet oder nur unzureichend eingeblendet werden. Aussagen aus dem ›GP‹ stehen weiterhin im Raum wie diese: »Wahre Gotteserkenntnis des Islam könne gerade auch in dem bestehen, was unseren Glaubensüberzeugungen widerspricht« (›GP‹, 13) — oder: »Jesus und Mohammed können in je
eigener Weise als zeichenhafte Vergegenwärtigung der Barmherzigkeit Gottes verstanden werden.« (›GP‹, 28).

Das ›DSP‹ erweist sich für den anstehenden Dialog zwischen Christen und Muslimen als nicht hilfreich, wenn unaufgebbare christliche Kerninhalte (wie die von Kreuz und Auferweckung Jesu Christi, wie die von der Gottessohnschaft) aufgegeben, preisgegeben oder gar verschwiegen werden — etwa aus falsch verstandener Rücksichtnahme heraus?

Auch das ›DSP‹ täuscht Dialogfähigkeit und den Willen zu einem aufrichtigen Dialog vor, wenn es eigene Prämissen christlichen Glaubens und Bekennens hinter die für seine Vorstellung von Dialog grundlegenden Überzeugungen zurückstellt oder gar übergeht. Ernstzunehmende Dialogpartner werden die jeweils eigenen Grundpositionen und die der
anderen Dialogpartner im Vollsinn des Wortes ›tolerieren‹. Allein auf dieser Basis wechselseitiger Achtung kann ein von beiden Seiten gewollter Dialog angegangen werden, wenn er denn ernsthaft und ehrlich sein soll. Dies setzt voraus, dass sich beide Dialogpartner auch der trennenden Unterschiede in ihren Glaubensüberzeugungen bewusst sind und ›nichts hinterm Berge halten‹ (müssen). Wenn ein solcher nur anzustrebender Dialog gelingen soll, dann gehören ›alle Karten offen auf den Tisch gelegt.‹

Das ›DSP‹ ist als ein Mischtext anzusehen, in dem Richtiges, Wichtiges, Windiges, Irriges und Irreführendes in inhaltlich widersprüchlicher Weise zusammengestellt ist und unvereinbar nebeneinander steht. Dabei werden Begegnung und Gespräch als Ziel an sich und die zivilreligiös apostrophierte gesellschaftspolitische Zusammenarbeit zur Grundlage allen
Handelns gemacht — anstatt im missionarischen Sinne Zeugnis zu geben von der allein rettenden Botschaft des Evangeliums. Verhält es sich da so, wie es im Prolog von Goethes ›Faust‹ heißt (?): »Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen«? Entspricht das ›DSP‹ moderner Mentalität und Machart, missverstandener kirchenpolitischer Liberalität? Wo bleibt das konsequente missionarische Zeugnis christlichen Glaubens als rettender Botschaft? Man beachte Jesu Wort aus Mt. 10,33: »Wer mich verleugnet vor den Menschen, den werde auch Ich verleugnen vor meinem himmlischen Vater.«

Nebenbei vermerkt: Irritieren wird die Verwendung des sog. ›Gendersternchens‹ (mit allem, was an ideologisch konstruiertem Menschenbild dahintersteht) gerade muslimische Mitmenschen, aber sie nicht allein. Muss das sein?

Fazit: Aufgrund der geäußerten Argumente bitten wir Sie:

Verabschieden Sie nicht vorschnell ein Papier, das seinen Ansprüchen und Zielen nicht gerecht wird. Es muss in Ruhe und ohne einseitige Zwänge neu an einer theologisch verlässlichen Erklärung gearbeitet werden, in der das berechtigte Anliegen einer aufrechten Begegnung zwischen Christen und Muslimen hilfreich und wegweisend zur Sprache kommt. Anregungen in dieser Hinsicht können dabei vom EKD-Text Nr. 86 ausgehen: »Klarheit und
gute Nachbarschaft. Christen und Muslime in Deutschland. Eine Handreichung des Rates der EKD« (2006).

Horst Fix, Königsbach-Stein

Dr. Hans-Gerd Krabbe, Achern

Rolf-Alexander Thieke, Uhldingen-Mühlhofen

Ihrer Beachtung empfehlen wir:
• die »Sieben-Punkte-Erklärung: Zum Verhältnis von Christen und Muslimen« des ›BKB‹ vom 23. April 2018 (u.a. veröffentlicht in: »Badische Pfarrvereinsblätter«, Juni 2018, 195 f.)
• die sechzehn-seitige Stellungnahme: ›Christen und Muslime‹ (von Pfr. Dr. Hans-Gerd Krabbe), die am 28. August 2018 an den Ältestenrat der Badischen Landessynode gerichtet wurde.
• die ›BKB‹-Resolution vom 24. September 2018: »Zur Information und Orientierung. Eine Arbeitshilfe des ›BKB‹ zum OKR-Gesprächspapier: ›Christen und Muslime‹ (1.07.2018)«
• die ›Öffentliche Erklärung‹ des ›BKB‹ zum Gesprächspapier (22. Okt. 2018)