Bekenntniskreis Baden – Öffentliche Erklärung des BKB
zum Grußwort der badischen Landeskirche zum Ramadan 2017
Landesbischof Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh betont in seinem Grußwort an die Muslime in Baden zu recht, dass „für unsere Gesellschaft das vertrauensvolle, offene Gespräch und die ehrliche Konflikt-bearbeitung nötiger sind denn je.“
Zu dieser geforderten Ehrlichkeit hätte allerdings auch gehört, dass Differenzierung und Offenheit statt Verdrängung den Dialog bestimmen. Tatsachen, die das wechselseitige Verhältnis zwischen Muslimen und Christen betreffen, müssen konkret angesprochen werden. Gerade der Ramadan ist nach muslimischem Selbstverständnis kein Monat, in dem – so der Bischof – „für Musliminnen und Muslime bei uns und weltweit … die Wahrnehmung der Mitmenschen in ihren Bedürfnissen und Nöten im Zentrum steht.“ Angesichts des nicht enden wollenden Terrors vor allem gegen Christen und angesichts weltweiter Verfolgung von Christen in islamischen Ländern klingen solche Worte eher weltfremd, wenn nicht zynisch.
Der IS ruft im Ramadan regelmäßig zum gewalttätigen Kampf gegen die Ungläubigen auf und kann sich dabei – im Einklang mit der Überlieferung – auf seinen Propheten Mohammed berufen, der gerade in diesem Monat eine entscheidende Schlacht gegen die ‚Ungläubigen‘ geschlagen hat. Dabei nimmt der IS auch zahllose muslimische Opfer in Kauf. Islamische Terroristen sind jedenfalls nicht etwa verirrte Schafe, sondern sie nehmen Koran und Prophet mit den entsprechenden Kampfbefehlen sehr ernst. Kaum verwunderlich ist es also, dass sich gerade im Fastenmonat die Terroranschläge häufen.
Zur Ehrlichkeit gehört unerlässlich auch die Tatsache, dass islamische Religiosität keineswegs gekennzeichnet ist durch Respekt, Barmherzigkeit, Religionsfreiheit. Jene, uns vertrauten religiösen Grundlagen für Menschenwürde, Gerechtigkeit und Frieden hat sie – entgegen der Aussage des Landesbischofs – mit unserem christlichen Glauben eben nicht gemeinsam. Auch dem Landesbischof ist sicher bekannt, dass Religionsfreiheit im Islam nicht zugestanden wird und dass die erwähnten Begriffe dort eine ganz andere Bedeutung haben, dass ferner der Islam die Menschenrechte nur im Rahmen der Scharia anerkennt, also dieser unterordnet, dass sein Begriff von Barmherzigkeit mit dem christlichen inhaltlich nicht vergleichbar ist und dass es wirklichen Frieden für den Islam erst geben werde, wenn alle Ungläubigen bekehrt, vernichtet oder unterworfen sind. Hierbei sowie bei weiteren Problemkreisen wie Kinderehe, Eroberungskriegen, Antisemitismus oder Polygamie und Frauendiskriminierung können sich alle Muslime ebenfalls zu recht auf den Koran und ihren Propheten berufen. Es geht also um Fragen der religionswissenschaftlichen Sachkompetenz.
Zu fragen ist auch, ob die badischen Christen den Ramadan als „eine Zeit der Stärkung des muslimischen Glaubens“ besonders wohlwollend respektieren sollen. Wohlgemerkt: es geht da um die Stärkung einer Religion, der vielfach dazu aufruft, die Ungläubigen zu unterwerfen oder gar zu vernichten (falls sie nicht zum Islam konvertieren) und die viele problematische Inhalte vertritt. Hat etwa Jesus gelehrt, dass wir Christen einen anderen Glauben unterstützen sollen als den an IHN, der für uns der Weg, die Wahrheit und das Leben ist? Und noch dazu eine Religiosität, die Christen regelmäßig drangsaliert und verfolgt? Ist deren Stärkung etwa wohlwollend zu begleiten? Hat Jesus nicht vielmehr in seine Nachfolge und zum Zeugnis für das Leben im Reiche Gottes berufen?
Die Analyse dieses religionspolitischen Grußwortes führt theologisch wie kirchlich zur Frage, ob diese Art von Grußwort durch die Grundordnung der Badischen Landeskirche abgedeckt ist. Artikel 73 (1) der Grundordnung stellt zum Bischofsamt und seinen Adressaten fest (siehe Fassung 12.04.2014): sein Auftrag besteht darin, die Gemeinden sowie die Amtsträgerinnen und Amtsträger der Landeskirche unter Gottes Wort zu rufen. „Wie die Pfarrerin bzw. der Pfarrer die Gemeinde, so leitet die Landesbischöfin bzw. der Landesbischof die Landeskirche durch Gottes Wort.“ Dies gilt auch für die dortige Aussage, wonach seine Aufgabe darin liegt, die Landeskirche im kirchlichen und öffentlichen Leben zu vertreten. Von einem generellen religionspolitischen Auftrag des badischen Landesbischofs ist nicht die Rede.
Auch stellt sich die Frage: Wie bewerten Imame und muslimische Gemeinden ihrerseits ein freundliches bischöfliches Grußwort, das aus ihrer Sicht aber definitiv von „Ungläubigen“ stammt? Sie sehen sich in ihrem religiösen Selbstverständnis als ultimative Alternative zu allen anderen Religionen. Ein religionspolitischer Pluralismus, wie er in diesem Grußwort anklingt und auch sonst in der EKD zunehmend vertreten wird, ist dem Islam von Anfang an seinem Wesen nach fremd. Es geht im „Islam“ wortwörtlich um „Unterwerfung“!
Das Bischofswort spart kritische Anfragen an den Islam wie die hier genannten gänzlich aus. Es wirkt daher insgesamt „abgehoben“ und weltfremd. „Begegnung auf Augenhöhe“ – wie oft gefordert – geschieht aber gerade nicht durch Anbiederung. Faktisch dürfte dieser Gruß als ein Zeichen angeborener „Dhimmitude“, d.h. der Unterwerfungsbereitschaft und Schwäche von Nichtmuslimen, insbesondere von Christen, aufgenommen werden.
Ein solches Verhalten schadet der Christenheit weltweit. Auch das Parallelisieren von Islam und christlichem Glauben lässt Außenstehenden Christentum und Islam als bloße Spielarten derselben Art Religiosität erscheinen. Dadurch wird das dem Islam innewohnende Gewaltpotential ganz allgemein mit „Religion“ verknüpft, generalisiert und von Unkundigen sowie Säkularisten eins zu eins auch auf das Christentum übertragen – wie es heute bereits vielfach durch die Sprachfalle „Religion“ geschieht. In der Konsequenz wird durch das Bischofswort säkularistisches Antichristentum provoziert und gefördert. Was im Ansatz der Absicht nach sicher gut gemeint war, schlägt in das Gegenteil um. Kein Wunder, dass zunehmend auch evangelische Christen ihrer Kirche den Rücken kehren.
All dies bewirkt beachtliche Besorgnis. Denn gerade bewussten evangelischen Christen kann nicht daran gelegen sein, dass eine Kirchenleitung ihr öffentliches Ansehen selbst beschädigt.
Angemessener und ein Zeichen wahrer Liebe wäre es, Muslime nicht durch ein misslungenes Grußwort noch auf falschem Weg zu bestärken, sondern sich intensiv um ihr ewiges Heil zu kümmern – z. B. durch Gebet und Verkündigung des Evangeliums für sie. Unter ihnen gibt es, gerade auch bei den Flüchtlingen, nicht wenige, die für Jesus Christus aufgeschlossen sind. Ein Grußwort im Stile des Landesbischofs erreicht jedoch gerade diese Menschen leider nicht. Eher löst es in der Kirche bei Kompetenzträgern Kritik und in kirchlichen Außenbeziehungen ggf. erheblichen Imageschaden aus. Dem ist zu wehren.
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Dienstag, 20. Juni 2017