Öffentliche Erklärung zum EOK- Gesprächspapier „Christen und Muslime“

Öffentliche Erklärung des Bekenntniskreises Baden (BKB) zum Gesprächspapier des Evangelischen Oberkirchenrates in Karlsruhe: „Christen und Muslime“ (Juli 2018)

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Die Landessynode hatte die erste Fassung / Ausgabe: „Christen und Muslime. Gesprächspapier zu einer theologischen Wegbestimmung der Evangelischen Landeskirche Baden“ (Januar 2018) nicht akzeptiert und zur Überarbeitung an den Evangelischen Oberkirchenrat zurückgegeben. Die Zweit-Fassung wurde im Juli 2018 veröffentlicht und soll auf breiter Basis innerhalb der gesamten Landeskirche Gegenstand der Diskussion sein, bevor die Landessynode im Frühjahr 2020 dazu eine Erklärung verabschieden will. Nun ist allerdings ein Papier im Umlauf geraten, das aufgrund seiner eklatanten Qualitätsmängel, seiner eigenwillig- unwissenschaftlichen Vorgehensweise, seiner fragwürdigen theologische Grundannahmen, seines von Wunschvorstellungen geprägten Islam-   Verständnisses und seiner zivilreligiösen und selbstsäkularisierenden Tendenzen eher dazu geeignet ist, Verwirrung und Ablehnung bei engagierten Gläubigen zu erzeugen, nicht aber dazu, einen echten Dialog mit den Muslimen aufzunehmen.

Nur drei gravierende Beispiele seien erwähnt:
Zur wissenschaftlichen Vorgehensweise: Die Sunna, vor allem die Überlieferungen zum Leben Mohammeds (Hadithe) (sie bilden den Auslegungsschlüssel für den Koran) werden nicht thematisiert, ein zentraler Teil islamischer Überlieferung wird also einfach weggelassen (S.15).
Zu den theologischen Grundannahmen: Der christliche und der islamische Glaube werden bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, problematische islamische Vorstellungen und Handlungsweisen verharmlost und umgedeutet. Man konstruiert sich einen Wunsch-Islam (weil der real existierende für diese Art des Dialogs wohl kaum zugänglich ist). Christliche Offenbarungsinhalte werden dem islamischen Denken inhaltlich angepasst (Christen können angeblich sogar vom Islam Wahrheiten übernehmen, die ihre eigenen Glaubensüberzeugungen korrigieren und vertiefen (!) (S.13)), um das angestrebte Ziel des gemeinsamen Weges – eine Art Einheitsglauben – zu erreichen (S.16), mit dem man am besten das andere – zivilreligiöse – Ziel verwirklichen kann: die Preisgabe der Eigenständigkeit von Glauben und Kirche zugunsten fremder Herren, zugunsten eines fremdbestimmten Dienstes an der Beförderung politisch-gesellschaftlicher und ideologischer Vorgaben.

Besonders pikant: Die Landessynode beschäftigt sich in der Synodaltagung im Oktober 2018 mit dem Schwerpunkt: Antisemitismus – pikant deshalb, weil im Gesprächspapier: „Christen und Muslime“ die islamische Judenfeindlichkeit als nicht so schwerwiegend weggeredet wird, als nicht etwa islamisch, sondern politisch motiviert verharmlost wird, als von europäischem Antisemitismus geprägt verzeichnet und die Kritik daran als Islamfeindlichkeit denunziert wird (S.59).

Viele am Thema Interessierte werden weder Zeit noch Muße haben, den ganzen 63-seitigen Text zu lesen. Deshalb hat der Bekenntniskreis Baden (BKB) die grundlegenden Aussagen dieses Papiers mit kommentierenden Hinweisen zusammengefasst, um dem Informations- und Orientierungsbedürfnis aller am Dialog mit dem Islam Interessierten nachzukommen. Diese Orientierungshilfe des BKB ist jedermann frei zugänglich über die Homepage: www.bekenntnis.net.

Leider hat es die Synodenleitung abgelehnt, den Synodalen diese Information wie ebenso Eingaben und Anträge zum Thema bereits jetzt (vor der Synodaltagung im Herbst) zugänglich zu machen. Stattdessen soll erst einmal im Oberkirchenrat gesammelt werden, was an Rückmeldungen eintrifft. Dem reichlich vorhandenen Gesprächsbedarf in diesen wichtigen Fragen wird somit zunächst kaum Rechnung getragen.

Und noch eine Schlussbemerkung: Die Kritik an diesem Gesprächspapier darf nicht verwechselt werden mit der Ablehnung jeglichen Dialogs mit Muslimen oder gar mit der Ablehnung von Muslimen. Der BKB stimmt zu, wenn es im EOK-Papier auf S.14 heißt: „Wir haben durch Jesus Christus den Auftrag, unseren Glauben so zu bezeugen, dass auch andere in dieses Vertrauen auf Gott hineinfinden können“. Leider ist das EOK -Gesprächspapier aufgrund seiner Inhalte nicht dazu geeignet, diese Zielsetzung zu verwirklichen. Es kann keine Grundlage sein für missionarisches Handeln, für ein echtes Christus-Zeugnis im Dialog.

Der BKB erklärt deshalb ausdrücklich: Es ist für den unerlässlichen christlich-islamischen Dialog die bei weitem beste Lösung, dieses EOK- Papier zurückzunehmen und ein völlig neues zu verfassen.

Achern, 22. Oktober 2018
Dr. Hans-Gerd Krabbe, Pfarrer, Achern
Rolf-Alexander Thieke, Pfarrer und Religionslehrer i.R., Uhldingen am Bodensee